Moin Alex,
ja, das verstehe ich auch nicht, dass wir noch leben.
Ohne die ganzen technischen Hilfsmittel von heute müssten wir doch eigentlich schon längst dahin gegangen sein. Wir hätten ja sogar dem Kindesalter nicht entwachsen dürfen.
Handy und den ganzen Kram gab es ja noch nicht. Und wenn, hätten unsere Eltern den Teufel getan und uns das so einfach gekauft.
Wenn man Glück hatte, hatte der Freund ein Telefon mit Kabel und Wählscheibe (runde mit zehn 1 - 0 Löchern versehene Scheibe auf der man durch Drehen die Nummer wählen konnte. Ohne Wahlwiederholungstaste), den konnte man dann, natürlich erst nach dem obligatorischen Fragen, anrufen und sich verabreden, wenn das nicht schon nach der Schule gemacht worden war.
Und bei den Fahrrädern (neudeutsch: Bikes) gab es erst ab einer bestimmten Preisklasse Felgenbremsen. Ansonsten hattest Du ja so eine Gummiplatte, die sich auf die Lauffläche des Reifens drückte. Von Trommel- oder sogar Scheibenbremsen konnten wir damals nur träumen. Und was noch angesagt war, war Kraft, denn die wenigsten Räder hatten damals schon eine Gangschaltung.
Und wie bekam man eine abgesprungene Kette wieder aufgezogen? Irgendein Freund wusste dann meistens Rat.
Aber das Schlimmste:
Wie konnten wir bloß die Schule schaffen? Und das sogar ohne Anwalt und Seelenklempner?
Und mal in Nachbars Garten ein paar Äppel klauen war doch schon ein Abenteuer. Wenn man erwischt wurde bekam man entweder eine gescheuert oder es ging heim zu den Eltern, die das "Scheuern" dann übernahmen oder fortsetzten.
Eigentlich müssten wir doch heute nur noch bei Ärzten und Seelenklempnern rumhängen, da wir ja all die krankmachenden und seelisch destabilisierenden Dinge erlebt haben. Allerdings ein Seelenklempner würde bei mir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Hungertuch nagen.
Spiele selbst erfinden und sich über die Regeln streiten, war doch das Schönste. Also Langeweile hatten wir eigentlich nie, außer Sonntags, wenn die Freunde dann die obligatorischen Familienbesuche mitmachen mussten. Keine Sau zum spielen da. Und dann, als wäre das nicht schon schlimm genug, nur drei Fernsehprogramme(!) die dann auch nur meistens irgendwelche Stücke brachten, die einen damals überhaupt nicht interessierten.
Und nicht zu vergessen die Zeit, die man damit zubrachte, so man dann Schülerlotse war, die anderen Kinder sicher über die Straße zu bringen. (Für die Jungen: Das waren Schüler, die schon vor den anderen am Straßenrand standen und zuletzt in die Klassen kamen. Meist etwas zu spät. Die mussten sich dann bekleidet mit einer weißen Kappe und einem weißen Gürtel und einer Kelle auf die Straße stellen und den Verkehr anhalten. Und manchmal schnell reagieren können.)
mfg
Hank
Nachtrag: Das hätte ich ja fast vergessen, die Musik kam aus einem Transistorradio, meistens klein, da musste man die Sender noch per Hand auf einer Skala suchen. Und immer schön die Antenne so halten, das man auch was hörte, was selbst damals beim WDR nicht immer so ganz einfach war.