Vor einigen Jahren habe ich das Thema 2. Weltkrieg immer wieder von mir geschoben. Ich habe einen Hass gegen Hitler entwickelt und wollte mich mit dem Thema nie auseinander setzen.
In Geschichte war ich immer sehr gut, habe nur Einsen oder Zweien geschrieben. Nur beim Thema 2. Weltkrieg meine erste und einzige Vier. Soviel dazu.
Ich denke, durch den Kontakt mit den amerikanischen Soldaten habe ich mich dem Thema wieder angewandt und zugelassen. Zuletzt auch durch die Serie „Band of Brothers“, die für mich realistisch, aber nicht zu brutal gestaltet war.
Da habe ich langsam begonnen, das Thema aufzugreifen und beschlossen, dass ich auch ein KZ besuchen möchte. Meine Tanten haben mich gewarnt, sei vorsichtig, es ist deprimierend, du knabberst dran….
Ich sagte aber nur: ich bin an dem Punkt, dass ich mich damit auseinander setzen will. Ich will es mir ansehen und dann ist das Thema auch für mich „erledigt“. Ich Ziehe mir den Schuh meiner Großväter nicht an. Ich bin nicht für das verantwortlich, was diese Menschen damals getan haben. Ich bin nur Besucher der Vergangenheit.
Mit dieser Einstellung bin ich auch zum KZ in Dachau gefahren. Und ich denke, es war gut. Ich konnte mich auf das KZ einlassen, ohne es zu nah an mich heran kommen zu lassen.
Daher habe ich dort immer wieder in mich hinein gehorcht und auf meine Empfindungen…
Auch habe ich die Türen der Zellen immer wieder mal angefasst, einfach, um zu spüren. Nein, ich habe keine paranormalen Erlebnisse dort gehabt. Und es geht in meinem Bericht nicht um Spuk, sondern um die Empfindungen.
Es sind zwei alte Gebäudetrakte enthalten, die man begehen kann. In der Bunkeranlage sind noch alte Zellen enthalten, wo u a. auch Verhöre durchgeführt wurden, und wo auch „VIP“ Gefangene untergebracht waren. Diese Gefangenen hatten eine „bessere Stellung“ und waren zum Teil Politische Gegner, ein Hitlerattentäter, Krimielle, die ihre eigenen Mitgefangenen brutal misshandelt und / oder getötet haben. Sozusagen, die Drecksarbeit der Nazi mit übernommen haben…
In dem Bunker sind noch Zellen enthalten. Teilweise sind die Türen heraus genommen worden, dass man ein Blick hineinwerfen kann, teilweise sind die Türen angelehnt und so befestigt worden, dass man nur durch die Gucklöcher einen Blick hinein werfen kann.
Die Zellen mit den 70x70 cm, in denen man die Gefangenen mit Dunkelheit bestraft hat, wurden abgerissen. Dort mussten Gefangene teilweise Tage im Stehen verbringen.
In diesem Bunkertrakt überkommt einen das Gefühl der „Beklemmung“. Es ist nicht eisig kalt, aber man hat ein „Druckgefühl“ Möglich, dass die Wände die Emotionen der Gefangenen an dieser Stelle gespeichert haben und an die Besucher Stück für Stück abgibt. Dieser Bunkertrakt hat eine ganz andere Eingebung und Empfindung, wie der ganze Rest vom KZ.
Im Wirtschaftsgebäude ist die Ausstellung untergebracht, mit einem Kino ( Film habe ich mir leider nicht angesehen ) sowie einige Räume, wie Schubraum der Häftlingsbad, die darstellt werden und das eine oder andere Ausstellungstück. Überall hängen die Plakate und Banner, in denen einzelne Stationen beschrieben werden, sowie Original Bilder gezeigt werden. Ebenso Skizzenzeichnungen von Folterungen und „Selbstmorden“. Die Foltermethoden haben sich die Nazis scheinbar aus dem Mittelalter abgeguckt, denn es werden bekannte Foltermöglichkeiten des Mittelalters dargestellt.
Ebenso ein Teil, in denen die einzelnen medizinischen Versuche an den Gefangenen dargestellt werden.
Die Atmosphäre ist trotz der Bilder und Texte, die man nachlesen kann, nicht so bedrückend, wie in den Bunkern. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Gebäude innerlich größtenteils modernisiert wurde, was eine gewisse „Verfälschung“ des Originals ist, dass es leichter fällt, einen gewissen Abstand zu bekommen. Es wirkt daher surreal. Man weiß, dies ist einer der grausamsten Orte Deutschlands, aber es wird so „verfälscht“, dass es einem Museumsbesuch gleich kommt.
Zwischen dem Wirtschaftsgebäude und der ersten Reihe der Baracken ist der große Appellplatz. Dann wurde die erste Baracke wieder aufgebaut und mit den Betten ausgestattet. Es sind unterschiedliche „Grundformen“ der Betten vorhanden. Von Beginn bis Kriegsende, wobei näher zum Kriegsende die Bettgestelle primitiver geworden sind. Die Anlage war für 6000 Gefangene ausgerichtet, zum Schluss waren jedoch über 30.000 Gefangene dort.
Auch, oder gerade weil die Baracke inkl der Bettgestelle keine Originale, sondern Nachbildungen sind, ist die Umgebung „human“. Wie im Wirtschaftsgebäude hat man nicht mehr dieses Druckgefühl. Es wurde zum „Museum verfälscht“. Hinter der ersten Baracke sind die 2 Reihen der fortlaufenden Baracken nur angedeutet. Ich weiß nicht, wie groß und wie lang das Gelände ist, aber man geht ein ganzes Stück, bis man am Ende angekommen ist und den Seiteneingang zu den Krematorien betritt.
Dadurch, dass die restlichen Baracken nur auf dem Boden angedeutet sind, und im Mittelgang wie in einer Allee Bäume gepflanzt wurden, gibt dies dem Platz eine gewisse Freiheit, Luft zu atmen, ohne einen Druck aus gesetzt zu sein. Mal wieder wurde das Empfinden bewusst verfälscht, um einen offenen nicht gezwungenen Raum zu schaffen.
Auf der einen Seite sicher gut, um das Mahnmal der Gedenkstätte zu zeigen, ohne, das Grauen, das dort stattgefunden hat, einen erdrücken zu lassen, aber auf der anderen Seite verfälscht es die Wahrheit, die dort stattgefunden hat.
Beim Seiteneingang ist das alte Krematorium mit 2 Öfen und ein Neubau mit ca 3-4 Desinfektionskammern, einer Totenkammer, dem sogenannten „Brausebad“ , welches in Wahrheit die Gaskammer war, dann das Krematorium mit weiteren Öfen und einer weiteren Totenkammer, in der die Leichen „gelagert“ worden.
Die Gaskammer ist angedeutet mit den einzelnen Gas- und Lüftungschächten. Es dauerte ca 20 Minuten, bis der Tod die Gefangenen endgültig dahin gerafft hatte. Die Öfen sind ebenfalls keine Originale, was an dieser Stelle ebenfalls wieder den Schrecken nimmt und das Empfinden verfälscht. Man weiß, wozu die Öfen verwendet wurden, aber man nimmt es gelassen er hin.
Man empfindet es eher so, wie bei den heutigen Krematorien. Diese verbreiten keine Schrecken, weil man weiß, dass diese Toten den Wunsch der Verbrennung geäußert haben. Die Toten im KZ wurden mit anderem Hintergrund verbrannt.
Um die 2 Krematorien herum sind ebenfalls Bäume und Besucherwege angelegt, die einladend wirken, wie eine nette Parkanlage. Dieses drum herum verfälscht dann am extremsten, dass dein Empfinden total gestört wird. Du kannst die Gefühle, die an dieser Stelle vor herrschten nicht mehr nach spüren, weil es verniedlicht wurde.
Den restlichen Tag habe ich dann wieder komplett entspannt verbracht. Das KZ konnte mich nicht „gefangen nehmen“ und auch die Nächte habe ich ohne KZ Träume verbracht.
Nachfolgend werde ich einige Bilder vom KZ hoch laden.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Lhiannon« (20. Juli 2014, 17:45)