Ich sträube mich schon eine Weile das Thema an sich anzusprechen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich etwas neben mir stehe durch die letzten Ereignisse.
Um die Situation genauer zu beschreiben:
Meine Eltern und ich sind 1999 zur Jahrhundertwende von einem Nachbarort (Mietwohnung) in unser jetziges Miethaus umgezogen. Mit dem Umzug, zog auch unser Hund in das Haus ein. Da meine Mutter ihn nicht im Schlafzimmer haben wollte des nachts, bekam er ein Kissen und wachte im Flur.
Es war der erste Frühling in dem Haus und ich lud einige Freunde zum Geburtstag ein. Irgendjemand kam auf die Idee einmal Gläserrücken zu spielen. Ich lachte damals darüber, aber zeichnete Kopf schüttelnd auf mehreren Blatt Papier, die ich mit Tesa zusammen klebte, alle Buchstaben von A bis Z auf, Zahlen von 0-9 und "Ja" und "Nein" auf. Hatte ich doch schon Geisterfilme bis dato gesehen und wusste so ungefähr noch, wie so ein Brett auszusehen hat. Ich holte ein Dickwandiges Glas aus der Küche. So setzten wir uns zu viert hin. Wir lachten ohne Ende. Nur eine Person nahm es ernst. Die ersten Fragen waren ermüdend. Keine Antwort. Jemand versuchte das Glas zu schieben, doch es kippte um, da es auf dem unebenen Grund hängen blieb.
Das Mädchen, das die ganze Zeit über ernst geblieben war wirkte angesäuert. So rissen wir uns zusammen und stellten weiter Fragen. Wieder wurde geggigelt und dann rutschte das Glas. Wir alle zuckten zurück und ließen das Glas unberührt. Irgendeiner fing dann an "Ja, das hast du ja klasse gemacht. Wie schiebst du das?" Jeder bezichtigte den anderen geschoben zu haben. Wir lachten alle etwas gekniffen. Nach einiger Zeit legten wir wieder jeweils einen Finger auf das Glas. Nach wenigen Fragen rutschte es weiter. Einer aus unserem Kreis stand auf und ging "So ein Schwachsinn."
So saßen wir alleine in dem Schuppen auf dem Boden und machten zögerlich weiter. Es wirkte immer so, als ob sich das Glas weit in die Luft heben würde um zum Buchstaben/Zahl/Ja oder Nein zu schweben. Es wurde mir damals immer Unheimlicher. Irgendwann löste sich die Gruppe auf. Wir trafen und alles zusammen nie wieder in dieser Konstellation. Irgendwie mieden wir auch das Thema noch einmal anzusprechen. Das war das erste Mal, dass ich mir komisch im Haus vorkam.
Jahre Später, als ich aus der Pubertät raus war unterhielte ich mich mit meiner Mutter. Wir unterhielten uns viel über morphogenetische Felder etc. Das Hatte meine Mutter von ihrer Tante auf den Weg bekommen. Sie erzählte eines Abends auch vom Ouija Brett, welches ihre Tante und sie ausprobiert hatten und vom Pendeln. Sie lachte drüber und sagte, dass dabei nichts raus gekommen wäre. Da hätte sich beim Brett nichts bewegt damals. Zögerlich erzählte ich ihr von dem Ereignis im Schuppen, der mittlerweile schon Jahre zurück lag. Sie lauschte aufmerksam und schwieg danach.
Tage später erzählte sie mir bedrückt von ihrem Erlebnissen im Schlafzimmer. Mein Vater und sie hatten wegen seiner Schnarchattacken getrennte Betten. Ihr Bett war das Hintere. Das Schlafzimmer besaß zwei Türen. Eine zum Hausflur und eine zum Waschraum, der wiederum mit dem Hinterhof durch eine Tür verbunden war. Daher war meine Mutter immer etwas hellhöriger als wir. Es gab Abende, da fühlte sich für sie das Schlafzimmer kühler an, als sonst. Manchmal wurde sie sogar von der Kälte wach. Dabei entdeckte sie immer unseren Hund, der sich auf dem Vorleger im Schlafzimmer stand und im Raum rum schaute.
Sie machte sich nichts draus, bis zu einer Nacht, an der sie panisch aufwachte, weil sie das Gefühl hatte, dass jemand auf ihr säße. Sie bekam damals nur schwer Luft. Sie schwört noch heute, dass sie das Gefühl hatte, dass da noch jemand war, der sie ins Bett drückte. Unser Hund stand wieder auf dem Teppich und schaute Richtung meiner Mutter.
Das war das einzige Mal, dass meine Mutter wirklich Angst hatte. Die Tage strichen dahin und immer mal wieder hörte sie kratzende Geräusche an der Haustür, das vereinzelte Knarren von Stufen. Sie erzählte, dass unser Hund immer neugierig in die Richtung schaute aus der es kam.
Immer mal wieder viel in meiner Wohnung im oberen Stock etwas herunter, obwohl ich im Nebenraum war oder es zog kalt über die Haut. Ich schob es immer auf das alte Haus. Es würde wohl irgendwo her ziehen.
2011 bekam mein Vater dann die Diagnose Krebs. 2012 verstarb er und nach seinem Wunsch, wollte er zu Hause sein, wenn es passiert. Wir erfüllten ihm den Wunsch und pflegten ihn daheim, bis es soweit war. Er tat sich schwer los zu lassen. Es war eine sehr emotionale Zeit für uns.
2015 entschlossen mein Partner und ich, nach dem Auszug meiner Mutter, das Haus zusammen weiter zu mieten. Als wir zur Mietvertragsunterzeichung uns alle zusammen fanden (Vermiete und seine Frau, mein Partner und ich) unterhielten wir uns. Der Vermieter erzählte die Geschichte des Hauses meinem Partner. Ich hatte sie bis dazu noch nie zu Hören bekommen. Das Haus zwischen 1500-1600 erbaut. Genau wusste er es auch nicht. Es war sein Elternhaus. Das Haus ist ein altes verputztes Fachwerkhaus mit Grundstück. Auf diesem steht derzeit eine Doppelgarage und ein Schuppen. Der Schuppen ist schon sehr alt. Darin gab es früher ein Kiosk. Als die Amerikaner damals hier stationiert waren, wurde der Trinkhalle auch nachgesagt, dass man dort auch leichte Mädchen buchen könnte. Die Stadt untersagte dann das Gewerbe und der Kiosk musste schließen. Bevor jedoch der Schuppen entstand, war dort damals ein Dorfbrunnen, der mitlerweile versiegelt ist. Der Bruder unseres Vermieters ist damals darin gestorben, weil er hinein fiel und ertrank. Das war der Grund, warum der Brunnen zugemacht wurde um weiteren Unfällen vorzubeugen. Wir bekamen große Augen und unser Vermieter wischte den Gedanken an damals mit einer Geste weg. Trotz Gesichte des Hauses und Grundstückes unterschrieben wir den Mietvertrag gemeinsam. Ich fühlte mich froh hier bleiben zu können, ist mir das Haus doch während meiner Kindheit ans Herz gewachsen.
Da ich zuvor meist beruflich
ganztätig unterwegs war, nahm ich nichts außergewöhnliches mehr in dem Haus wahr. Ab und zu suchten wir uns zwar wegen Dingen zu Tode und fanden sie am Ende dort, wo wir am Anfang schon gesucht aber nicht gefunden hatten aber wir zwei hatten auch unseren Kopf voller Dinge.
Da ich nun etwas mehr Zeit zur Verfügung habe und mich um die Renovierung kümmer, während mein Partner ganztägig arbeiten ist, wurde mir etwas unwohler zu Mute. Während der Renovierung hatte ich des Öfteren das Gefühl nicht alleine zu sein. Als würde immer jemand irgendwo stehen und mich anstarren. Bisher sah ich zwei Mal etwas neben mir vorbei huschen. So eine Art konturloser Schatten. Ich rieb mir die Augen und trank einen Kaffee, da ich dachte, dass das am Blutdruck liegen würde. Doch das Gefühl beobachtet zu werden, wird immer intensiver. Wenn ich im Bad bin, zucke ich mittlerweile oft zusammen und schaue zur angelehnten Tür, die immer ein Spalt offen steht, weil ich das Gefühl habe, jemand steht da. Aber da ist nichts.
Vor lauter Unsicherheit, und um mich etwas mit dem Thema zu befassen, habe ich mir ein Buch als Kindl-Edition herunter geladen. Etwas über das Thema zu lesen, verschafft mir etwas mehr Beruhigung, als weiterhin unbedarft zu sein und die Situation einfach auf mich einprasseln zu lassen.
Irgendwie zweifel ich natürlich an meiner eigenen Wahrnehmung. Was mich aber irritiert ist, dass es Tage gibt, an denen ich kein schweres Gefühl habe und alles normal läuft und dann wieder Tage, an denen ich so Angst bekomme innerlich, dass ich immer einen Vorwand suche das Haus zu verlassen.
Vielleicht hat jemand eine Ahnung und oder Rat für mich.
Gruß
petit-rouge
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »petit-rouge« (15. März 2016, 12:15)