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Mythologie und Volksglauben
Deutscher Volksglaube
In
verschiedenen Teilen Deutschlands war bis ins frühe 20. Jahrhundert der
Glaube verbreitet, dass Tote nach ihrem Tod trotzdem weiterlebten und
einen unheilvollen Einfluss aus dem Grab heraus ausübten. Teilweise
geschah dies durch eine telepathische Wirkung (
Sympathiezauber), so dass der als
Nachzehrer
bezeichnete Unhold nicht aus dem Grab steigen musste und den Lebenden
trotzdem durch seinen offenen Mund, ein offenes Auge und durch Kauen am
Leichentuch die Lebenskraft absaugen konnte.
Andere Untote stiegen dem Volksglauben nach aus den Gräbern und sprangen nächtlichen Wanderern auf den Rücken. Diesen
Aufhocker, der auch verschiedene Gestalten annehmen konnte, zum Beispiel im Rheinland die des
Werwolfs,
musste der Mensch tragen, häufig bis zur Friedhofsmauer oder zu dem
Ort, an dem der Leichnam begraben oder verscharrt war. Dabei wurde der
Aufhocker (auch
„Huckop“ oder
„Huckupp“ genannt) immer
schwerer, und das Opfer brach schließlich erschöpft oder gar tot
zusammen. In einigen Sagen gelang es dem geplagten Menschen, durch einen
Spruch oder ein Gebet den Unhold zu bannen oder zu erlösen. Gerade in
den katholisch geprägten Gebieten verschmolz der Glaube an den
aufhockenden Wiedergänger mit dem Seelenglauben, so dass es den
Volkskundlern um 1920 große Schwierigkeiten bereitete, aus einem
diffusen Gespensterglauben den alten Kern – den Glauben an den untoten
Wiedergänger – herauszuschälen. Der Aufhocker konnte nach der Definition
auch kein
Gespenst
sein, denn er hatte einen spürbaren Körper, der auch noch von Schritt
zu Schritt an Gewicht zunahm, was einem materielosen Geist nicht möglich
gewesen wäre.
Zu den körperlich erscheinenden Wiedergängern gehört auch der in der westdeutschen Sagenwelt häufig genannte
kopflose Reiter, der über den amerikanischen Dichter
Washington Irving und seine Novelle
The Legend of Sleepy Hollow in die Weltliteratur und sogar in die
Filmgeschichte einging.