Hallo zusammen,
zu diesem Thema möchte ich auch einmal meinen Senf dazugeben. Vor Jahren habe ich eine Heilpraktiker-Ausbildung gemacht und mich seit damals intensiv mit der Homöopathie in Theorie und Praxis beschäftigt. Ich arbeite zwar nicht als Heilpraktiker, aber die Faszination hat mich nicht losgelassen, da ich im Freundes- und Verwandtenkreis einige schöne Erfolge mit homöopathischen Mitteln erzielen konnte (Erkältungskrankheiten, kleine Verletzungen, Rückenbeschwerden usw.)
Hank und Medusa, wie ihr schon sehr richtig schreibt, sollten Homöpathie und Schulmedizin einander nicht ausschließen, sondern einander ergänzen. Es wäre z.B. fahrlässig und gefährlich, bei schweren bakteriellen Infektionen auf Antibiotika zu verzichten. Jeder, der homöopathische Mittel einsetzt, sollte auch ihre Grenzen kennen.
Es ist leider wahr, dass die Wirkung homöopathischer Mittel noch nicht eindeutig wissenschaftlich erwiesen ist. Der Glaube an die Wirksamkeit spielt sicher in einigen Fällen eine Rolle (Placebo-Effekt), ist aber nicht notwendig. Auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Homöopathie sehr gut bei Säuglingen und Tieren wirkt, die natürlich nicht wissen, was sie da zu sich nehmen.
Die Wirkungsweise ist immer noch weitgehend ungeklärt, obwohl es Forschungsansätze gibt (Stichwort Quantenmechanik u.ä.) Dass es jedoch eine Wirkung gibt (vorausgesetzt das richtige Mittel wird eingesetzt, was die eigentliche Kunst des Homöopathen ist), können eigentlich nur totale Ignoranten noch bestreiten. Von dieser Spezies gibt es aber leider noch eine ganze Menge, und nicht nur in Medizinerkreisen.
Eines ist mir noch ganz wichtig zu sagen, da es hier noch viele Mißverständnisse gibt:
Naturheilkunde (Pflanzenheilkunde=Phytotherapie) ist nicht dasselbe wie Homöopathie!!!
Diese beiden Therapie-Arten darf man nicht in einen Topf werfen, denn sie gehen von völlig verschiedenen Wirk-Prinzipien aus. Nicht jeder Naturheilkundler muss also zwangsläufig auch Homöopath sein.
Bei der Pflanzenheilkunde werden enweder die ganze Pflanze, Teile davon oder nur bestimmte Inhaltsstoffe verwendet, um Krankheitssymptome zu behandeln (Heilung oder Linderung der Symptomatik).
Die Homöopathie geht da ganz anders vor, außerdem werden nicht nur Pflanzen verwendet, sondern Mineralien, Metalle oder z. B. auch Bienen- oder Schlangengift und viele andere Substanzen. Hier wird nach dem sogenannten Ähnlichkeitsprinzip vorgegangen. Das heißt, wenn eine Substanz als Vergiftungserscheinung Kopfschmerz hervorruft, wird die gleiche Substanz, als homöopathisches Mittel aufbereitet, bei Kopfschmerz eingesetzt. Das ist alllerdings sehr vereinfacht dargestellt, denn da es z.B. sehr viele Arten von Kopfschmerz gibt (bohrend, stechend, hämmernd usw.), gibt es nicht nur ein Kopfschmerz-Mittel, sondern es muss jeweils individuell für den Patienten ausgesucht werden. Wenn der Patient z.B. einen bohrenden, halbseitigen Kopfschmerz hat, werde ich keinen Erfolg haben, wenn ich ihm ein Mittel gebe, dessen typische Symptomatik stechende beidseitige Kopfschmerzen sind.
Das A und O für jeden Behandler ist es also, nach intensiver und gründlicher Anamnese (Patientenbefragung) das für ihn passende Mittel herauszufinden. Bei dieser Befragung geht es nicht nur um körperliche Beschwerden, sondern es wird im Idealfall auch die psychische und emotionale Verfassung des Patienten erörtert, speziell wenn es um langwierige oder chronische Erkrankungen geht. Es sollte immer versucht werden, die Ursache einer Erkrankung herauszufinden oder diese wenigstens einzugrenzen.
Nun noch kurz zur Herstellung eines homöopathischen Mittels. Die meisten wissen, es hat irgendwas mit Verdünnen zu tun, dann hört es aber auch schon auf.
Die Ursprungssubstanz wird tatsächlich nach einem bestimmten Schema immer weiter verdünnt und verschüttelt, das ist das sogenannte Potenzieren. Es gibt die niedrigen Potenzen (D-Potenzen, z.B. D4, D6 usw.), das sind die noch nicht so stark verdünnten Mittel, die bevorzugt bei akuten Erkrankungen (Erkältung, Fieber usw.) eingesetzt werden.
Dann wird immer weiter verdünnt und verschüttelt, über die C- bis hin zu den LM-Potenzen. Das sind die sogenannten Hochpotenzen, bei denen rein chemisch gesehen kein Molekül der Ursprungssubstanz im ferigen Mittel mehr enthalten ist.
Wie kann eine solche Lösung denn wirken? Das ist die große Frage, über die die Wissenschaft heute immer noch stolpert. Erfahrene Homöopathen werden jedoch bestätigen, dass gerade die Hochpotenzen (natürlich immer sehr sorgfältig ausgesucht nach gründlicher Anamnese) die Psyche und Gemütsverfassung eines Patienten in erstaunlicher Weise positiv beeinflussen können. Auch hier spreche ich aus eigener Erfahrung.
Ich hoffe, ich konnte ein bißchen Aufklärungsarbeit leisten und habe euch nicht gelangweilt, weil ihr das alles schon wußtet
Auch wenn die Homöopathie immer noch umstritten ist, mein Motto ist in diesem Fall: Wer heilt, hat Recht.
Viele Grüße und noch schöne Weihnachten an alle
Ralph